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Gedanken zur Berechnung des “IK” und des “AVK”

08. Februar 2015

Ich habe die Angaben über den IK und den AVK bei den Deckrüden vorübergehend entfernt, da die Berechnungen der einzelnen Programme um bis zu 3,6% über 5 Generationen voneinander abweichen.
Zwar bin ich eigentlich der Meinung, ob ein Hund nun einen IK von 11 oder 14 hat, 3oder 6, oder womöglich 20 oder 23, macht sicher nicht so einen großen Unterschied, die Richtung ist in jedem Fall klar.
Aber natürlich können keine Werte verglichen werden die einmal auf einer Berechnung von 5 Generationen beruhen, oder, wie bei einigen Programmen, auf 6 Generationen!
Inzwischen ist sogar im Gespräch, nur über 10 oder mehr Generationen berechnet wäre der IK korrekt.
Das wiederum ergibt bei den mir bekannten Programmen bei einigen Hunden einen IK von weit mehr als 25%??
Also wäre ein Hund über 10. Generationen enger gezüchtet als bei einer Vollgeschwisterverpaarung, was 25% ergeben würde?
Na ja, das erscheint mir, ehrlich gesagt, sehr hypothetisch!
Außerdem sprechen wir bei 10 Generationen über eine Zahl von 2046 Ahnen. Sollte bei dieser Anzahl nur ein Hund falsch eingegeben sein, stimmt die ganze Rechnung nicht. Ich bin mir auch ganz sicher, dass ich bei meiner Wurfplanung nicht über 2000 Ahnen berücksichtigen muss!

Hierzu ein Link zu einem sehr interessanten Artikel in DogWorld:
http://www.dogworld.co.uk/product.php/81728

Sicher, wenn sämtliche Hunde hinter den oben genannten Vollgeschwistern auch so ingezüchtet sind, kann er schon höher sein, aber dafür gibt es ja den AVK!
Dieser ist besonders wichtig, um einen IK vollständig zu erklären.
Hat man nämlich einen IK von 0%, also eigentlich keine Inzucht, so kann erst der AVK eindeutig wiedergeben, ob es sich dabei um wirkliches „Fremdblut“ handelt.
Oft hat ein Hund einen IK von 0, aber einen AVK von unter 100%.
Beim AVK wird der sogenannte „Ahnenverlust“ berechnet.
Bei 5 Generationen sind es 62 mögliche Ahnen. Ist nun ein Ahne zweimal vorhanden, hat der Hund eigentlich nur 61 verschiedene Ahnen usw.
Der AVK berechnet sich nun wie folgt (Quelle: Hundezucht/ Dr. Helga Eichelberg):
Hund A tritt 3Xauf= 2Abzüge
Hund B tritt 2X auf= 1 Abzug
Hund C tritt 4X auf= 3Abzüge
Hund D tritt 2X auf= 1Abzug
               Insgesamt= 7Abzüge
Somit sind in der Ahnentafel keine 62 sondern nur noch 55 verschiedene Ahnen vorhanden.
Der AVK ergibt sich nun aus dem Quotienten= tatsächliche Ahnen : mögliche Ahnen
                                                 55:62 = 0,887
Der AVK dieses Hundes beträgt also 88,7%.
Dazu braucht man wirklich kein Programm und jeder kann damit den AVK seines Hundes oder den des geplanten Wurfes errechnen.

Die meisten Genetiker, so z.B. auch Frau Dr. Eichelberg, von der ich sehr viel halte, berechnen über 5 Generationen. Sie erklärt auch ausdrücklich, dass der IK nur ein Schätzwert ist und es für die normale Zuchtpraxis völlig ausreicht, den AVK zu berechnen.

Ich werde auch weiterhin meine Wurfplanungen über 5 Generationen berechnen, denn erstens ist es in jedem Fall besser als gar nicht zu berechnen und in Verbindung mit dem AVK durchaus aussagekräftig!

Als nächstes müsste nun natürlich diskutiert werden, wie hoch der IK und der AVK eigentlich sein dürfen. Schliesslich ist die sogenannte “Linienzucht” oder auch moderate Inzucht das “Mittel” der Wahl, um eben auch besonders gute Eigenschaften, die man sich wünscht, zu festigen.
Bei Frau Dr. Eichelberg ist unter Inzucht folgendes zu lesen:
WICHTIG:
Die Inzucht wird in der Tierzucht allgemein als die Verpaarung verwandter Tiere definiert. In der Hundezucht muss dieser Begriff etwas weiter gefasst werden, denn sämtliche Rassen gehen auf nur wenige Ausgangstiere zurück. Somit ist der Verwandtschaftsgrad der Rassevertreter in der Regel hoch. Deshalb wird die Inzucht hier als Verpaarung von Tieren bezeichnet, die enger verwandt sind als der Durchschnitt der Rasse.
Es ist falsch, Inzucht schlechthin zu beklagen. Sie ist eine unter vielen Zuchtmethoden, ohne die man in bestimmten Situationen nicht zum Erfolg kommt. Es ist ebenfalls falsch, die Homozygotie unter allen Umständen zu verdammen, denn ohne dieses Phänomen gäbe es keine Rassen.
Sie kann durchaus auch positive Wirkung haben. Das Handicap besteht nur darin, dass bei der Rassezucht auch unerwünschte Gene in homozygotem Zustand angetroffen werden. Doch Nachteile begleiten jede Methode. Ihr Erfolg hängt allein von dem Ziel ab, das mit ihr erreicht werden soll.

Wie hoch ist aber nun der Ik im Durchschnitt in unserer Rasse?
Frau Dr. Baumgarten berichtete auf der Züchtertagung in Alsfeld Januar/Februar 2015, dass der durchschnittliche IK der 2013 in England gefallenen Würfe 14,9% ist.
(Nachtrag vom Juli 15: Dieser Wert wurde mit dem Programm “Mate Select” ermittelt, das der Englische Kennelclub benutzt. Es wird extra darauf hingewiesen, dass die Daten auf Informationen u.a. von Züchtern basieren und man deshalb keine Garantie für die Richtigkeit übernimmt! Außerdem habe ich kaum einen Beardie gefunden, bei dem die Ahnentafel über mehr als 5 Generationen vollständig war. Mate Select berechnet aber trotzdem den IK über weitere unvollständige Generationen! Bei jedem Beardie anders. Die Werte sind also völlig ungenau und können gar nicht verglichen werden, geschweige denn einen Rassedurchschnitt ermitteln!!)

Da man in England bis vor einigen Jahren kaum Zugriff auf “fremde” Beardies hatte, ist der IK dort sicher höher als bei uns. Es wäre nun wirklich sehr interessant zu erfahren, wie hoch war er denn eigentlich in England noch vor ein paar Jahren? Laut einer englischen Statistik ist der IK in den letzten Jahren nämlich kontinuierlich zurückgegangen!
http://www.bcx-uk.co.uk/breed/2000-2012.htm

Und natürlich, wie hoch ist er eigentlich bei uns?
In den Zuchtbüchern des BCCD kann man den IK der einzelnen Würfe nachlesen (übrigens auch über 5 Generationen berechnet!). Dort finde ich von 2008 bis 2013 lediglich 2 Würfe mit einem IK über 10%. Die bei weitem meisten Würfe haben einen IK zwischen 0,0 und 6,6 %.
Jetzt muss jeder selbst entscheiden, ob er findet, unsere Beardies sind zu eng gezüchtet!
Wahrscheinlich kommt jetzt das Argument: Ja aber.......die Programme berechnen ja nur den Verwandtschaftsgrad der beiden Zuchtpartner zueinander und berücksichtigen nicht den IK der hinter ihnen steht.
Aber wenn ich einen Wurf plane, habe ich die Ahnentafel der Zuchtpartner ja vor Augen und kenne den IK. Habe ich nun zum Beispiel eine eng gezüchtete Hündin, suche ich mir dann doch sicher einen Partner, abgesehen von den vielen anderen Dingen die ja auch noch stimmen müssen, der nicht, oder nur sehr weitläufig mit meiner Hündin verwandt ist.
Dies sagt mir das Programm mit der Berechnung des IK und AVK (wichtig) und nichts Anderes!

Auch wird diskutiert, dass einzelne Deckrüden nicht so häufig benutzt werden sollten. Was ist jetzt wieder häufig?
In Schweden z.B. geht man beim Einsatz von Deckrüden davon aus, dass auf einen Rüden nicht mehr als etwa 5% der Welpen einer Generation zurückgehen sollten.
Das bedeutet nun folgendes:
Wenn wir davon ausgehen, dass eine Generation 2 Jahre sind und pro Jahr ca. 700 Welpen geboren werden, sind eine Generation ca. 1400 Welpen. 5% sind demnach 70 Welpen. Also darf ein Rüde mit ca. 4 Jahren (Deckeinsatz mit 2 Jahren + die 2 Jahre der Generation) 70 Welpen gezeugt haben. Mit 6 Jahren darf er 140 Welpen haben und mit 8 Jahren bereits 210 Welpen usw.. So gesehen wird hier in Deutschland sicher kein Rüde zu häufig eingesetzt!
 

Zum Schluss möchte ich noch sagen:
Wir sehen keine Veranlassung, zur Vergrösserung des Genpools auf Arbeitslinien zurückgreifen zu müssen. Vor allem kann uns niemand sagen, wie gesund diese Hunde eigentlich sind!!
Auch haben sie keine Ähnlichkeit mit dem Beardie, in den wir uns vor über 30 Jahren verliebt haben. Weder im Wesen, noch im Aussehen. Ich möchte auf keinen Fall einen Beardie mit stechendem Blick aus hellen Augen, den man bei den Arbeitsbeardies noch viel häufiger sieht als bei unseren “modernen” und das finde ich schon schrecklich!
 

Erklärungen der Abkürzungen “IK” und “AVK”:

*IK  = Abkürzung für Inzuchtkoeffizient
(Wert 0,00 bedeutet vereinfacht gesagt, über 5 Generationen keine Inzucht)
*AVK = Abkürzung für Ahnenverlustkoeffizient
(Wert 100,0 bedeutet, über 5 Generationen kein Ahne gedoppelt, also 62 verschiedene Vorfahren)
Beide Berechnungen basieren auf der Überlegung, dass ein Hund einen umso höheren Inzuchtgrad besitzen muss, je häufiger in seiner Ahnentafel gleiche Ahnen auftreten.
Zu Grunde liegen 5 Generationen mit 62 Ahnen, wenn jeder Vorfahr nur einmal vorhanden ist.
Der Unterschied zwischen “IK” und “AVK” liegt darin, dass der “AVK” nicht berücksichtigt, in welcher Generation der gemeinsame Ahne gedoppelt ist. Beim “IK” ist es so, dass er umso niedriger ist, je mehr Generationen zwischen den gemeinsamen Ahnen liegen.

Kurz gesagt:
Der Inzuchtgrad ist umso geringer,
 je kleiner der IK, aber je grösser der AVK ist.